Steinbruch Europa

Steinbruch Europa

Die klassische Erklärung für den Zusammenbruch des Römischen Reiches durch die Völkerwanderung oder meinetwegen durch die spätrömische Dekadenz?, Gruß an die FDP, ist bei genauer Betrachtung ziemlich unlogisch. Römische Technik, Politik, Gesellschaft und vieles mehr waren führend und hätten adaptiert werden können, um für alle den Lebensstandard zu erhöhen. Stattdessen hat man Rom bekämpft und Aquädukte, Straßen etc. als Steinbruch missbraucht und sie verfallen lassen. Heute sehen wir in dem Verfall des fortschrittlichsten politisch- gesellschaftlichen Systems, der Europäischen Gemeinschaft erschreckende Parallelen.

Statt vorschnell Behauptungen und Programme über das, was Europa fehlt, schadet oder nützt aufzustellen, lohnt der Blick in die Vergangenheit.

Der ARD Korrespondent aus Brüssel Rolf-Dieter Krause antwortete auf die Frage, wie die EU aussehe, wenn man sie heute mit all den Wünschen der Mitgliedsstaaten von Grund auf neu aufbauen würde, mit: vermutlich, ziemlich genau so wie sie heute ist.

Versucht man die EU losgelöst von eigenen Wünschen zu betrachten, dürfte klar werden, dass selbst wenn alle Teilnehmer unzufrieden sind die heutige EU dennoch der beste Kompromiss seien kann. Und wenn es ein schlechterer Zustand wäre, was hätte dazu geführt? Welche große Macht hätte uns dies aufgezwungen? Diese Überlegungen führen schnell in den Bereich der Verschwörungstheorien. Was zeigt, wie wichtig es ist unsere Einstellung zur und Sichtweise der EU zu reflektieren.

Waren die Römer damals nicht einfach die doofen gehassten Feinde jenseits der eigenen und damit per se positiv besetzten Stammesgemeinschaft? War man nicht automatisch Hochverräter, wenn man die Vorzüge der Römer kannte und nannte? Kennen wir diese Haltung nicht bei AFD und Co?

Im Film „Das Leben des Brain“ lachen wir darüber, wie auf der Sitzung der Rebellengruppe Volksfront von Judäa die Frage

„Was, frage ich euch, haben uns die Römer je für uns getan?“ mit einer ellenlangen Liste von Vorzügen beantwortet wird und dann der nächste Anschlag gegen die verhassten Besatzer geplant wird. Leben des Brian

Die Debatten der Europa Hasser, aber auch derer die Handlungsbedarf nur sehen um ihre Interessen zu verfolgen, sind oft genauso grotesk.

Wie reif sind wir eigentlich, wenn es darum geht Einschränkungen in der Abwehr von größeren Übeln hinzunehmen?

Wir putzen uns die Zähne um Karies zu vermeiden ok, aber viele glauben z.B. schneller ans Ziel zu gelangen, wenn wir bei dichtem Verkehr Gas geben und einen Sprint zum nächsten LKW hinlegen. Wir wollen uns nicht mit Argumenten Analysen beschäftigen. Irgendeiner soll alles so gestalten, wie wir es wollen, da sind wir nicht anders wie kleine Kinder die nach dem Zähneputzen noch ein Betthupferl haben wollen. Und dann sind die Eltern eben doof, dann wird geschmollt und die Lieblingspuppe aus Frust am Bettpfosten zerschlagen.

Europa ist das komplexeste und fortschrittlichste Gesellschaftliche System der bisherigen Menschheit. Es braucht Einsicht, Kompromissfähigkeit, Wertschätzung Identifikation.

Die jetzt oft geforderte bessere Kommunikation verschleiert dabei nur die wirkliche Notwendigkeit, die Erziehung zum Europäer. Kinder, wie jetzt auch Britten u.a. müssen Konsequenzen lernen um zu Reifen. Ständig neue Regeln verschleiern bei Kindern und Europäern nur Ursache und Wirkung. Europa braucht dazu anerkannte, demokratisch legitimierte Autoritäten, Vorbilder, die diese Erziehung durch beispielhaftes Handeln umsetzen. Der Prüfstein dieser Autoritäten ist die Erklärung und Achtung der europäischen Maximen.

Die Maxime von Europa ist: besser eine gemeinsam getragene Kompromisslösung als Nationalstaatliche Einzelentscheidungen.

  • Dazu gehört das oft lange Verhandeln und späte Entscheidungen.
  • Dazu gehört die Finanzierung durch die Starken.
  • Dazu gehört, das keiner alles bekommt, was er will.
  • Dazu gehört, dass die Regierungen Kompromisse erklären, statt sich mit fremden Federn zu schmücken oder schwarzer Peter zu spielen.
  • Dazu gehören Sachargumente und keine Marketingsprüche.
  • Dazu gehört die Achtung anderer Interessen und das Erkennen des europäischen Interesse.
  • Dazu gehört Bildung, vor Allem politische Bildung.

Auf dass die europäischen Aquädukte weiter funktionieren!