Spitzensteuersatz

Wen kann das denn gleichgültig lassen? Da hat die Unternehmensberatung Kienbaum auf der Basis von 1300 Unternehmen die Einkommenszuwächse von besser Verdienenden seit 1997 ermittelt und das in Vergleich gesetzt zum durchschnittlichen Zuwachs bei den Beschäftigten. Das Ergebnis zeigt, wie Arm und Reich in unserer Gesellschaft auseinanderdriften: 15% haben die Beschäftigten im Schnitt mehr in der Tasche, bei Geschäftsführern sind das bereits 42%, bei Vorständen 59% mehr seit 1997, aber 186% mehr sind das bei DAX-Vorständen ( ARD Mediathek, Monitor vom 14.07.2016 ). Um das gleich zu sagen: ich habe persönlich kein Problem damit, Neid ist nicht mein Motiv, wenn ich frage: wen kann das Wachsen dieser Kluft gleichgültig lassen. Und auch das sei in Erinnerung gebracht: in den 90er Jahren lag der Spitzensteuersatz bei 53%. Und der ist zurückentwickelt worden auf 42%. Eine leichte Korrektur erfolgte inzwischen mit der Einführung der „Reichensteuer“: Einkommen über 250.000 € werden mit 45% versteuert. Und die Kluft wird größer.

Kapitalismus als Prinzip führt zur Ungleichheit

Die „soziale Marktwirtschaft“ hatte das Ziel, die Gesellschaft zu befrieden durch gleiche Gewichtung von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Die Freiheit als Wirtschaftsliberalität zieht inzwischen davon, Gerechtigkeit und Solidarität bleiben auf der Strecke. Kapitalismus als Prinzip führt zur Ungleichheit. Die Folge: der Zusammenhalt unserer Gesellschaft geht verloren. Deutliche Anzeichen dafür gibt es bei uns in Deutschland – und genauso in Frankreich, England und Amerika. Der Papst brachte diesen Prozess kürzlich auf eine knappe Formel: dieser Kapitalismus tötet.

Spitzensteuersatz wieder auf 53% anheben

Es wäre doch nicht verkehrt, wenn Sozialdemokraten sich stark machten, deutlich – nein: deutlicher zu zeigen, dass sie da nicht mitmachen. Einen kleinen ersten Schritt empfiehlt Prof. Bofinger, einer der sog. Wirtschaftsweisen: sofort den Spitzensteuersatz wieder auf 53% anheben; das habe genauso wenig negative Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft, wie sie es in den 90er Jahren hatte – sagt er.