SPD-Ortsverein übergibt dem Stadt- und Kreisarchiv historische Fahne des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold

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Heute weitgehend in Vergessenheit geraten, war das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold eine Vereinigung republikanisch gesinnter ehemaliger Frontsoldaten, die in zahlreichen Städten und Gemeinden der Weimarer Republik Ableger hatte. Die fast 100 Jahre alte Fahne des Paderborner Ortsverbandes hat der SPD-Ortsverein nun in die Obhut des Stadt- und Kreisarchivs gegeben.

In der gesamten Zeit ihres Bestehens litt die Weimarer Republik unter mangelnder Akzeptanz weiter Kreise des Bürgertums und stand unter Druck verfassungsfeindlicher Organisationen. Kappputsch 1920, Hyperinflation und Hitlerputsch 1923 sowie Gründungen rechtsradikaler Verbände wie Stahlhelm, Jungdeutscher Orden oder die nationalsozialistische SA lauten einige der bekannten Fakten. Zum Schutz und zur aktiven Unterstützung der Republik wollten die demokratischen Parteien ein Gegengewicht bilden. Am 22. Februar 1924 gründeten SPD, die katholische Zentrumspartei und die linksliberale Deutsche Demokratische Partei in Magdeburg das Reichsbanner, das Zeit ihres Bestehens allerdings von der SPD dominiert war. Reichsweit bildeten sich in sehr kurzer Zeit Ortsverbände, am 19. Juli 1924 auch in Paderborn, und zwar in der Domschenke am kleinen Domplatz. Zwei Jahre sollte es dauern, bis die Ortsgruppe zu einer eigenen Fahne kam. Der Paderborner Magistrat gewährte einen nicht unbedeutenden Zuschuss in Höhe von 50 Reichsmark, was in der Stadtverordnetenversammlung und der Presse zu erheblicher Kritik führte. Für den Magistrat entscheidend war jedoch, dass die Fahne auf der Rückseite das Stadtwappen zeigte. Die von SPD-Mitglied Richard Hundt entworfene und Paramenten-Wameling hergestellte Fahne wurde im Rahmen eines Reichsbanner-Gautages in Paderborn am 6. Juni 1926 eingeweiht und fortan bei allen Kundgebungen mitgeführt. Anfang 1933 wurde das Reichsbanner verboten, Mitglieder verfolgt und mitunter ermordet. Die Fahne überlebte die dunkle Zeit des Nationalsozialismus nur, weil der inzwischen nach Hannover verzogene Richard Hundt sie in seiner Gartenlaube verstecken konnte. Am 1. Mai 1952 kehrte die Fahne aus Hannover zum Ortsverein der SPD und wieder nach Paderborn zurück.

Auf der Vorderseite zeigt die Fahne einen stilisierten Reichsadler, unter dem die Paderborner Stadtsilhouette mit ihren Kirchtürmen dem Morgenrot entgegengeht, bedacht und beschützt vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Die Rückseite zeigt in der Mitte das Stadtwappen auf schwarzem Grund, umringt von der Losung „Von Geschlecht zu Geschlecht, Freiheit und Recht“ und in den vier Ecken beschmückt von Eichenlaub.

Die Übergabe der Reichsbannerfahne soll für den SPD-Ortsverein jedoch nur ein Anfang sein. Geplant ist, das noch verstreute Vereinsarchiv einzusammeln und dauerhaft in die professionellen Hände der Paderborner Archivare zu geben. Die sind schon gespannt.

 

 

Text: Stadt Paderborn

Fotos:

Stadt Paderborn / Ralf Schumacher

Stadt- und Kreisarchiv Paderborn, S-S 1/47/6 (Nachlass Karl Behrens)

 

Foto 1: Gute Stimmung herrschte bei der Übergabe der Fahne im Lesesaal des Stadt- und Kreisarchivs, v.l.: SPD-Urgestein Manfred Krugmann, Stadt- und Kreisarchivar Wilhelm Grabe, der Vorsitzende der SPD Roger Voigtländer und Schatzmeister Harald Schäfers. Foto: Stadt Paderborn / Ralf Schumacher

Foto 2: Die Fahne von 1926 hat schon Einiges gesehen und ist hier in Aktion: Die Ortsgruppe Paderborn des Reichsbanners auf einer Kundgebung, genaues Jahr und Ort sind unbekannt. Foto: Stadt- und Kreisarchiv Paderborn, S – S 1/47/6 (Nachlass Karl Behrens)