Infostand und Podcast des SPD-Ortsvereins Paderborn zum Thema Innenstadt

Die Paderborner City ändert ihren Charakter. Ein deutschlandweiter Trend, der dem Online-Handel und einer sich ändernden Erwartungshaltung vor allem jüngerer Menschen an städtisches Leben geschuldet ist. Aber wohin geht die Reise? Welche Meinungen und Ideen haben die Innenstadt-Nutzer, wenn sie über die Auswirkungen häufiger Leerstände und Angebotswechsel nachdenken? Die Paderborner Sozialdemokraten wollten es genauer wissen und haben am vergangenen Samstag ihren monatlichen Infostand diesem Thema gewidmet.

Ein überraschendes Ergebnis der 60 zumeist ausführlichen Gespräche war die Bewertung der Parksituation. Nur selten wurde diese überhaupt thematisiert. Dabei hielten sich die Forderungen nach mehr oder andererseits einer teilweisen Umnutzung von Parkplätzen die Waage. Radikale Forderungen nach einer autofreien Innenstadt gab es nicht. Parken und einfaches Anreisen sollten auch in Zukunft möglich bleiben. Das gilt gleichermaßen für den zunehmenden Fahrradverkehr. In diesem Zusammenhang wurden fehlende Abstellplätze im Umfeld des Doms reklamiert.

Am meisten brennt vielen Bürgern die derzeitige Struktur des Einzelhandels auf den Nägeln. Den Rückzug großer Filialisten empfinden sie jedoch grundsätzlich als unproblematisch, zumal diese in den vergangenen Jahrzehnten die Innenstädte weltweitnahezu austauschbar gemacht haben. Vermisst werden kleine Spezialisten, vom Fischhandel über das Reformhaus bis zur inhabergeführten Boutique für junge Mode. Billigläden möchte niemand, sie werden als besonders störend wahrgenommen. Die Lieferung der vor Ort gekauften Ware nach Hause, wurde mehrfach als Selbstverständlichkeit thematisiert – selbst wenn das eine kleine Gebühr kostet. Viele Gesprächspartner vermuten, dass vor allem für Händler-Start-ups die Ladenmieten nicht erschwinglich sind. Eine andere Forderung entschärft sich möglicherweise schon bald, der Lebensmittelhändler im Umfeld der Westernstraße wird aber nach wie vor dringend vermisst.

Fehlende Geldautomaten und Toiletten für Rollstuhlfahrer wurden mehrfach beklagt. Auf einem guten Wege sei die Gastronomie, allerdings mangele es an kinderfreundlichen Angeboten. Weitere Gelegenheiten zum Ausruhen und Orte der Begegnung, grüne Oasen mit schattenspendenden Bäumen, Spielgelegenheiten für Kinder, begrünte Dächer, Trinkwasserspender, mehr Briefkästen oder eine Anlaufstelle zur Digitalberatung für Ältere sind den Menschen wichtig.

Noch ist die Paderborner Innenstadt vielen Gästen und Bürgern vor allem am Wochenende eine (An)-Reise wert. Zugleich ist vor dem Hintergrund wachsender Leerstände und der sich wandelnden Wahrnehmung urbanen Lebens bei jungen Menschen der Handlungsbedarf hoch. Darauf muss in den nächsten Jahren – besser noch Monaten – reagiert werden.

Einige Zitate aus den Gesprächen am Infostand:

  • Eine Bürgerin: „Ich wünsche mir von den Akteuren in der Innenstadt mehr Mut für Neues. Wo sind in Paderborn die innovativen Architekturen?“
  • Eine ehemalige Einzelhändlerin: „Die Menschen sollten ihre Einstellung zum stationären Einzelhandel überdenken. Viele Waren in kleinen Geschäften sind nicht teurer als im großen Einzelhandel und im Internet.“
  • Ein Ehepaar aus Horn Bad Meinberg: „Wir finden Paderborn noch sehr attraktiv, auch die Parkplätze reichen aus.“
  • Eine ältere Passantin: „Ich vermisse mein Reformhaus und ein Lebensmittelgeschäft.“
  • Ein junges Paar mit Kleinkind: „Wir gehen nur in die Innenstadtgastronomie. Alles andere kaufen wir im Internet oder in den Supermärkten am Stadtrand.“
  • Eine Passantin: „Vielleicht sollten wir die jungen Menschen, die gerade nicht in die Innenstadt kommen, über Social Media ansprechen und für die Innenstadt interessieren?“
  • Eine Frau aus Berlin, zu Besuch bei ihrer Tochter: „Ich finde Paderborn sehr schön und könnte mir vorstellen, später einmal hierher zu ziehen.“
  • Dr. Beate Röttger-Liepmann, SPD-Ratsfrau: „Ich bin erfreut über die vielen Anregungen aus der Bevölkerung. Vieles davon werden wir weiterhin in unsere Ratsarbeit einbringen und dabei sicher auch einige Schwerpunkte neu justieren.“
  • Roger Voigtländer, Vorsitzender des Paderborner SPD-Ortsvereins: „Wir haben den Nerv der Menschen getroffen. Die Entwicklung ihrer Innenstadt bewegt die Bürgerinnen und Bürger sehr. Deshalb setzen wir die Bürgergespräche in Sachen Innenstadt fort.“
  • Michael Deppe, SPD Paderborn: „Wir wollen für die Menschen in unserer Stadt da sein. Als Oppositionspartei müssen wir die Probleme gezielt ansprechen.“

 

Am Freitag, den 09. Juni, wurde mit Heiko Appelbaum, City-Manager Paderborn, Uwe Seibel, 1. Vorsitzender Paderborner Werbegemeinschaft, und Beate Röttger-Liepmann, stv. Fraktionsvorsitzende und SPD Ratsfrau, über die Paderborner Innenstadt und die aktuellen Entwicklungen diskutiert. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Roger Voigtländer, 1. Vorsitzenden SPD-Ortsverein Paderborn. Das Gespräch fand in den Räumen der Werbegemeinschaft statt.

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