Keine Stellungnahme zum „analogen Leben“ für den Digitalisierungsausschuss

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Mehrheit lehnt Einbeziehung des Ethikrates ab

Was passiert mit Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine Möglichkeiten zur Teilhabe am digitalen Leben haben? Sollte die Digitalisierungsstrategie der Stadt Paderborn ein „Recht auf ein analoges Leben“ berücksichtigen? Und welchen Einfluss hat Künstliche Intelligenz (KI) auf Digitalisierungsprozesse in der Verwaltung?

Eine Einschätzung zu diesen Fragen wünschte sich die SPD-Fraktion im Stadtrat vom Paderborner Ethikrat. Sie hatte den Ausschuss für Digitalisierung und E-Government dazu aufgefordert, das beratende, kompetent besetzte Gremium um eine Stellungnahme zu ersuchen. Die Sozialdemokraten scheiterten damit jedoch an dem Willen der Mehrheitsfraktionen. Lediglich um eine Bewertung des Einsatzes von KI in der Verwaltung wird der Ethikrat nun ersucht. Die Problematik, dass Volldigitali- sierung der Verwaltung auch zum Ausschluss von Personengruppen führen kann, soll außen vor bleiben.

„Dies ist für uns absolut nicht nachvollziehbar“, erklärt Dr. Beate Röttger-Liepmann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten. „Es gibt etliche Menschen ohne Handy, Internetanschluss oder ohne technische Fähigkeiten, deren Nutzungsmöglichkeiten digitaler Angebote eingeschränkt sind. Wir sind als Stadt in der Verpflichtung, diesen Personenkreis bei unserem Tun zu berücksichtigen. Das ist eine ethische Frage, zu der wir einen Konsens erwartet hätten.“ Stattdessen waren die Koalitionsfraktionen der Meinung, derartige Probleme sollten gesetzlich auf Bundesebene geklärt werden. Sie sahen es daher nicht für erforderlich an, eine Stellungnahme des Paderborner Ethikrates zu diesen Handlungsfeldern einzufordern.

„Wir hatten gehofft, dass sich der Ausschuss mit breiter Mehrheit hinter die Intention stellt, Digitalisierung und den Einsatz von KI aus ethischer Sicht zu betrachten. Da dies nicht ausreichend erfolgt ist, wird die SPD-Fraktion dieses Thema allein weiterverfolgen und den Ethikrat um Stellungnahme bitten“, so Dr. Beate Röttger-Liepmann.

gez. B. Röttger-Liepmann/M.Soubh

 

Ethische Regeln beim Einsatz von KI in der Verwaltung

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SPD-Fraktion wünscht sich Stellungnahme des Ethikrates

 

Erst im März hat der Deutsche Ethikrat seine Stellungnahme zu den „Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz“ herausgegeben. Für den Bereich der öffentlichen Verwaltung rät er dazu, KI diskriminierungsfrei einzusetzen, blindes Befolgen maschineller Empfehlungen auszuschließen und Einzelfallbetrachtungen durch den Menschen zu gewährleisten. Dies wirft für die SPD-Stadtratsfraktion Fragen zum Umgang mit KI in der Paderborner Verwaltung auf. Die Sozialdemokraten fordern in einem Antrag an den Digitalisierungsausschuss, dass dieser den Paderborner Ethikrat um eine Stellungnahme ersuchen soll.

Die Sozialdemokraten wünschen sich eine Einschätzung zu der Frage, welche Konsequenzen die Paderborner Verwaltung aus der Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zur KI in öffentlicher Verwaltung ziehen sollte. Beispielsweise im Bereich Sozialwesen/Jugendhilfe sei der Einsatz algorithmischer Systeme zur Entscheidungsfindung durchaus kritisch zu betrachten. „Die herausfordernde Frage bleibt, was es hinsichtlich ethischer Überlegungen beim möglichen Einsatz von Zukunftstechnologien zu berücksichtigen gilt.“

„Außerdem möchten wir wissen, ob der Ethikrat ein ‚Recht auf ein analoges Leben und analoge Kommunikation‘ als realistisch betrachtet und wie dieses in der Digitalisierungsstrategie der Stadt Paderborn berücksichtigt werden sollte“, erklärt Martin Pantke für die SPD-Fraktion. Immerhin verwenden laut Branchenverband Bitcom mehr als die Hälfte der Über-65-Jährigen kein Smartphone. Rund sechs Prozent der Menschen zwischen 16 und 74 Jahren waren noch nie im Internet, besagen aktuelle Zahlen des statistischen Bundesamtes. „Menschen, die ungewollt oder freiwillig offline leben, müssen mit Ausschluss in vielen Bereichen rechnen“, so Pantke. Er verweist darauf, dass der Digitalisierungsprozess in Paderborn mit dem Slogan „Der Mensch im Mittelpunkt“ wirbt. „Dann müssen wir auch diejenigen, die außerhalb des Prozesses stehen, in den Mittelpunkt stellen“, schlussfolgern die Sozialdemokraten, die ihren Blick dabei auf individuelle Kommunikation beispielsweise bei der Beantragung von Leistungen legen.

 

Hier finden Sie unseren Antrag an den Digitalisierungsausschuss.

Digitalisierung soll den Menschen dienen

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SPD-Fraktion: Diejenigen im Blick behalten, die Unterstützung brauchen

 

Die „Digitale Heimat“ Paderborn sollte in ihren Digitalisierungsstrategien stets die Menschen im Fokus haben, betonen die Paderborner Sozialdemokraten. In den aktuell laufenden Haushaltsberatungen für 2023 richten sie daher verstärkt den Blick auf die Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.

„Dass die Stadt Paderborn, die viel Wert auf ihr Image als IT-Stadt legt, trotz erster Schritte zur Umsetzung in weiten Teilen noch keine barrierefreie Internetseite aufweisen kann, stimmt uns nachdenklich. Denn Technologien dieser Art und Ausgestaltung sollten auch dazu dienen, möglichst vielen, wenn nicht allen, Menschen die Möglichkeit zur Teilhabe zu bieten“, erklärt Mohamed Soubh, der die SPD-Fraktion im Digitalisierungsausschuss vertritt. Die SPD-Fraktion beantragt daher weitere Mittel für die Übersetzung der Website in „leichte Sprache“. „Wenn Dienstleistungen der Verwaltung digitalisiert werden, müssen diese Angebote auch wirklich für alle verständlich sein“, so Soubh, „auch wenn dies natürlich nur ein kleiner Teil der Barrierefreiheit sein kann.“

Und auch im Sozialbereich findet das Thema Erwähnung. „Wir fragen im Sozialausschuss nach der Digitalisierungsstrategie des Sozialamtes. Denn nicht jede Dienstleistung kann online vorgenommen werden, gerade in so sensiblen Bereichen wie beispielsweise der Sozialhilfe sind Menschen auf persönliche Kontakte angewiesen. Wir möchten wissen, welche Auswirkungen die Digitalisierung der internen Verwaltungsabläufe auf die externe Kommunikation mit Kundinnen und Kunden hat und wie sie weiterhin die notwendige ‚analoge‘ Unterstützung bekommen“, erläutert SPD-Ratsfrau Dr. Beate Röttger-Liepmann.

 

Hier finden Sie unseren Antrag an den Digitalisierungsausschuss und

hier den Antrag an den Sozialausschuss.

Ausschuss für Digitalisierung soll häufiger tagen

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Vier Fraktionen beantragen Sitzung des Digitalausschusses

 

Die Fraktionen von SPD, FDP, LINKE und FÜR beantragen gemeinsam eine Sitzung des Digitalausschusses und reagieren damit darauf, dass in dieser Wahlperiode erst zwei Sitzungen des neu gegründeten Ausschusses stattgefunden haben. Die nächste Sitzung ist mit über vier Monaten Abstand erst für den 17. August und die vierte und damit letzte Sitzung des Jahres für den 10. November vorgesehen.

 

Hierzu erklären die vier Fraktionen:

„Für uns ist dies nicht nachvollziehbar. Zu Beginn der Wahlperiode wurde die Arbeitsgruppe Digitalisierung zu einem Ausschuss für Digitalisierung und E-Government aufgewertet. Damit sollte mehr politische Kontrolle und Diskussion ermöglicht werden. Hiervon sind wir aber meilenweit entfernt und mit insgesamt vier angesetzten Ausschusssitzungen ist dies auch offenbar von Grün-Schwarz nicht gewollt. Mit dieser Praxis ist der Digitalisierungsausschuss allein auf weiter Flur. So haben bis heute alleine die Bezirksausschüsse Neuhaus und Elsen bereits jetzt vier und drei Mal getagt und weitere fünf Termine sind für das restliche Jahr eingeplant. Das zeigt eindeutig, dass es zumindest möglich sein sollte, alle zwei Monate eine Sitzung durchzuführen.

Der Ausschuss für Digitalisierung und E-Government ist aus unserer Sicht einer der wichtigsten Ausschüsse des Rates und sollte gerade in der aktuellen Situation die dynamische Entwicklung begleiten und politisch bewerten. Aktuell gibt es keine politische Kontrolle und keine öffentliche Diskussion über die Digitalisierung in unserer Stadt. Dies darf nicht der Anspruch einer demokratischen digitalen Leitkommune sein. Zurzeit befinden sich Projekte in der Umsetzung, von denen die Politik zum Teil erst aus der Zeitung erfährt und bei denen völlig unklar ist, wer diese beauftragt hat und welcher Zweck mit diesen Projekten verfolgt wird. Der Ausschuss darf kein reiner Berichtsausschuss sein, in denen die Opposition alle vier Monate berichtet bekommt, was zwischenzeitlich umgesetzt und beauftragt wurde. Durch die auffallend geringe Anzahl an Sitzungen haben die Fraktionen de facto keine Möglichkeit, mit Anträgen und Anfragen ihre Kontroll- und Steuerungsfunktion und damit das Mandat der Bürger:innen wahrzunehmen.

Wir wollen gerade in der Digitalisierung Transparenz und demokratische Teilhabe schaffen und haben daher eine Sondersitzung des Ausschusses noch vor der Sommerpause beantragt und fordern den Ausschussvorsitzenden André Springer (CDU) zudem dazu auf, für die zweite Jahreshälfte weitere Sitzungstermine einzuplanen. Zunächst einmal wird es darum gehen, die Entscheidungskompetenzen des Ausschusses deutlich zu machen und einzufordern. Themen und Anträge der Fraktionen liegen ausreichend vor, sodass wir in der Lage sind eigene Akzente zu setzen und nicht nur Präsentationen entgegenzunehmen.“