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Frauenpolitische Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl 2020

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Im Vorfeld der Kommunalwahl 2020 haben wir von diversen Organisationen Fragen zur Frauenpolitischen Themen bekommen. Diese beantworten wir gerne.

Eins möchten wir gerne vorab sagen: Frauenförderung ist uns als SPD ein wichtiges politisches Anliegen.

Gleichwohl sehen wir die Geschlechtertrennung in männlich/ weiblich in vielen Bereichen als zu kurz gegriffen. Um es mit Judith Butler zu sagen, dürfen wir nicht den Fehler machen, dass andere trennende ethnische, kulturelle, klassenspezifische u. a. – Differenzen zu wenig beachtet werden. Dazu gehört auch, dass wir homophoben oder transphoben Stimmungen entgegentreten. Menschen die sich nicht der Kategorie männlich/weiblich zuordnen, dürfen von der Politik nicht vernachlässigt werden.

Die Fragen beziehen sich auf folgende fünf Themen:

  1. Öffentlicher Raum/ Stadtentwicklung
  2. Beruf/Wirtschaftsförderung
  3. Kinderbetreuung/Bildung
  4. Kultur
  5. Wohnen
  6. Gewalt
  7. Übergreifendes

Öffentlicher Raum/ Stadtentwicklung

Wie stellen Sie sicher, dass die spezifischen Bedürfnisse von Mädchen und Frauen bei der Bauleitplanung und Stadtentwicklung berücksichtigt werden?

Was halten Sie von verbindlichen Vorgaben zur Neu- und Umbenennung von Straßen und Plätzen, damit auch Verdienste von Frauen sichtbar und gewürdigt werden?

Als SPD setzen wir uns für eine lebenswerte Umgebung, Angebote für nachbarschaftliche Begegnungen und Sportstätten ein, um so u. a. den sozialen Zusammenhalt im Quartier zu gewährleisten.

Als SPD fördern wir bei allen Neubaugebieten sog. „Qualitätshandbücher“, die bindend für die Bauleitplanung sind. Ziel ist es, lebendige Quartiere für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Dazu gehören Wohnungen verschiedener Größen und auch die Schaffung von Treffpunkten und öffentlichen Räumen. Auch werden Quartiersarbeit und entsprechende Betreuungsangebote von vornherein mit eingeplant. Dazu gehört auch die Anbindung an den ÖPNV.

Für uns als SPD ist es von besonderer Bedeutung, dass im Rahmen der Stadtentwicklung sog. „Angsträume“ erst gar nicht entstehen, oder zurückgebaut werden. Das betrifft alle öffentlichen Räume, also Plätze, Straßen oder öffentliche Aufenthaltsorte, wie z. B. die neue zentrale Bushaltestelle an der Friedrichstraße. Das betrifft auch die Beleuchtung von Straßen, Bushaltestellen etc.

Natürlich gehen wir davon aus, dass sich nicht nur Frauen, sondern auch Kinder, Männer und intersexuelle Menschen sicherer fühlen.

Es war unsere Fraktion, die den Antrag gestellt hat, Straßen zukünftig stärker nach Frauen zu benennen. Auch hier haben wir intensive Gespräche mit dem Heimatverein geführt, der für die Benennung von Straßennamen zuständig ist. Immerhin werden nun aufgrund unserer Initiative vier neue Straßen im Alanbrooke Areal nach Frauen benannt, andere Baugebiete werden folgen.

Beruf/Wirtschaftsförderung

Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Beratungs-, Unterstützungs- und Qualifizierungsangebote für erwerbslose Frauen mit Familienverantwortung in der Zuständigkeit des Jobcenters die fiskalischen Interessen, die seelische und körperliche Gesundheit der Frauen und das Kindeswohl verantwortungsbewusst ausbalancieren?

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist schon seit langem ein wesentliches politische Ziel der SPD. D.h., der Ausbau von Betreuungsplätzen auch für den U3-Bereich, der Ausbau der OGS-Angebote – die SPD hat das Gesetz zum Unterhaltsvorschuss auf den Weg gebracht – Pro Familia würde es ohne die SPD in Paderborn nicht mehr geben. Wir haben uns für den Ausbau und die Finanzierung des Frauenhauses und der Aidshilfe eingesetzt. Andere Beratungsstellen erhalten über die öffentliche Mittel hinaus freiwillige Zuschüsse. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Stadt nun endlich eine eigene Betriebskita eingerichtet hat. Darüber hinaus setzen wir uns (auch im öffentlichen Dienst) für flexible Arbeitszeiten ein. Und wir setzen uns dafür ein, dass die Stadt auch bei Männern für flexible Arbeitszeiten wirbt und auch dafür, dass auch sie Elternzeiten beanspruchen.
Auf die Arbeit des Jobcenters haben wir als Kommunalpolitikerinnen keinen direkten Einfluss, allerdings haben wir auf verschiedenen Ebenen auf die besondere Situation erwerbsloser Frauen mit Familienverantwortung aufmerksam gemacht.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, Frauen gezielt für alle politischen Gremien und Unternehmen der Stadt anzusprechen, damit ihr Anteil gemessen steigt?

Frauen sind in der Politik insgesamt, aber auch in der Kommunalpolitik stark unterrepräsentiert, wobei die Verteilung zwischen den verschiedenen Fraktionen stark auseinanderklafft. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Auf der Ebene des SPD Ortsvereins haben wir uns mit den Studien der EAF Berlin (Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft) beschäftigt und konnten Uta Kletzing, die inzwischen bei der Friedrich-Ebert-Stiftung für diese Bereiche zuständig ist, als Referentin gewinnen. Es ist uns ein Anliegen, Frauen stärker in die Politik einzubinden und sie zu ermuntern, Mandate oder andere politische Aufgaben zu übernehmen. Die Quotenregelung ist eine große Hilfe.

Paderborn will eine Vorzeigestadt der digitalen Technik werden. Welche Aktivitäten möchten Sie ergreifen, dass Frauen an diesem Entwicklungsprozess maßgeblich beteiligt werden?

Immerhin ist in Paderborn eine Frau (Chief Digital Officer (CDO)) Leiterin der neu eingerichteten Stabstelle Digitalisierung. Es ist uns bewusst, dass auch Algorithmen männlich „ticken“, deshalb ist es zwingend notwendig, Frauen in den Prozess einzubeziehen. Immerhin gibt es auch an der Uni inzwischen einzelnen Professorinnen, die beratend an dem Prozess teilnehmen. Wir setzen uns intensiv für die Weiterführung der sog. MINT-Programme ein, die insbesondere Schülerinnen und junge Frauen für die Digitalisierung neugierig machen sollen.

Wir sehen auch, dass mit der Digitalisierung neue prekäre Beschäftigungsverhältnisse entstehen, die überwiegend von Frauen wahrgenommen werden. Es ist unser Ziel, dass auch hier deutsches Arbeitsrecht gilt. Allerdings ist unser Einfluss auf kommunalpolitischer Ebene eher gering.

Glauben Sie, dass die Berücksichtigung weiblicher Perspektiven für die Entwicklung der digitalen Stadt förderlich wäre?

Auf jeden Fall – nicht nur förderlich, sondern zwingend notwendig!

Kinderbetreuung/ Bildung

Was wollen Sie tun, damit Kinderbetreuung in Paderborn auch in den Randzeiten möglich ist und in besonderen Situationen?

Wie wollen Sie erreichen, dass bei der Nachmittagsbetreuung an den Schulen die Qualität der Angebote und die angemessene Bezahlung des Personals gesichert sind?

Wie wollen Sie die Förderung von Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte in Paderborn verstärken?

Als SPD haben wir einen Antrag für eine ergänzende Kinderbetreuung in Kindertageseinrichtungen, an offenen Ganztagsschulen und für die Ganztagsbetreuung an weiterführenden Schulen im Jugendhilfeausschuss gestellt. Dieser Antrag wurde genehmigt. Als Vorbild dient das Programm „Sonne Mond und Sterne“ das eine zusätzliche Betreuung früh morgens, spät nachmittags, abends, am Wochenende und an Feiertagen sowie über Nacht vorsieht. Betreut werden Kinder im Alter von 3–14 Jahren. Das Jugendamt arbeitet an der Umsetzung. Aufgrund der Coronakrise ist es leider zu zeitlichen Verzögerungen gekommen.

Im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips werden die OGS-Angebote von freien Trägern wahrgenommen. Die Stadt schreibt diese Aufgaben öffentlich aus. Konzepte, Qualität und tarifliche Bezahlung sind wesentliche Vergabekriterien.
Allerdings halten wir es auch für dringend erforderlich, dass spezielle Förderprogramme wie z.B. Sprachunterricht ausgebaut werden.

Darüber hinaus wird mit Beginn des neuen Kindergartenjahres ab August auch das vorletzte Kita-Jahr vor der Einschulung für Eltern beitragsfrei. Möglich wird diese Entlastung durch Bundesmittel aus dem so genannten Gute-Kita-Gesetz von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Das Land NRW erhält aus diesem Top 1,2 Milliarden Euro mit dem Ziel, die Qualität der Arbeit in den Kitas zu erhöhen und spürbare Entlastungen für die Eltern bei den Beiträgen zu finanzieren.

Kultur

Welche Möglichkeiten sehen Sie bei der Förderung von Kulturangeboten die gleiche Präsenz von weiblichen Kulturschaffenden sowie Werken von Künstlerinnen zur Bedingung zu machen?

Welche Vorkehrungen wollen Sie treffen, damit Frauen bei der Vergabe von Preisen und Stipendien im Kulturbereich gezielt angesprochen und besonders berücksichtigt werden?

Uns reicht es nicht aus, dass speziell um den 8. März und den Equal Pay Day frauenspezifische Angebote stattfinden. Wir machen uns nicht nur im Rahmen der Frauenförderung sondern auch grundsätzlich für die Weiterentwicklung des Kulturstandortes Paderborn stark und fordern den freien Zugang zu Museen, Galerien und Bibliotheken, damit alle, auch diejenigen mit geringem Einkommen oder Erwerbslose, den Zugang zu kulturellen Angeboten nutzen können.

Zurzeit läuft eine SPD-Anfrage zum Gender Lab in Bezug auf die Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern. Das Kulturamt arbeitet daran, wir sind gespannt auf die Antwort.

Wohnen

Haben Sie Ideen, wie die Stadt Anreize schaffen kann, dass mehr alleinlebende Seniorinnen in kleinere, barrierearmere Wohnungen unter vergleichbaren Mietbedingungen wechseln können?

Wie wollen Sie Anstrengungen für mehr finanzierbaren Wohnraum in Paderborn verstärken, der insb. von Alleinerziehenden, Alleinverdienerinnen sowie Frauen mit kleiner Rente und geringem Einkommen gebraucht wird?

Damit Wohnraum bezahlbar bleibt, sind eine konsequente Ausweitung geförderten Wohnungsbaus und eine konsequente Nutzung der verfügbaren Fördergelder – auch für den Bau behindertengerechter Wohnungen – notwendig. Auf unsere Initiative hin haben wir im Rahmen der „Neuen Mehrheit“ durchgesetzt, dass auch frei finanzierter Geschossbau 30% sozialen Wohnungsbau umsetzen muss. Bezahlbarer Wohnraum kann nur mittelfristig wirksam werden. Auch die kommunale Wohnungsgesellschaft WGP, die trotz großen Widerstands im Rahmen der „Neuen Mehrheit“ gegründet wurde, wird hier mietpreisdämpfend wirken. Notwendig sind aber auch neue Überlegungen zur Bodenpolitik (Vergabe von Grundstücken in Erbpacht; Einführung einer Grundsteuer C für unbebaute Grundstücke im Rahmen der notwendigen Neuordnung der Grundsteuern) und eine Tauschbörse „Alt an Jung“.

Gewalt

Wie wollen Sie sicherstellen, dass es dauerhaft ausreichend Beratungs- und Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen in Paderborn gibt?

Wie stehen Sie zur Institution Prostitution und den Plänen zur Umsetzung des Nordischen Modells auf kommunaler Ebene?

Viele Beratungsstellung und Hilfeangebote für Frauen werden von freien Trägern durchgeführt. Die öffentliche Finanzierung ist in vielen Fällen nicht verpflichtend. Wir werden sehr darauf achten, dass Sparmaßnehmen, die aufgrund der hohen kommunalen Verschuldung nicht zu Lasten dieser Angebote geht.

Prostitution ist in vielen Fällen nicht mit den Menschenrechten zu vereinbaren, Menschenhandel gehört zur Tagesordnung. Auf kommunaler Ebenen konnten wir einen kleinen Erfolg erzielen: Nach dem Abzug der Briten aus Sennelage hat das dortige Bordell geschlossen. Ein besonders ‚cleverer‘ Investor hat offensichtlich ein noch größeres Geschäft mit den in Zukunft stationierten NATO-Soldaten gesehen. Als SPD haben wir dazu beigetragen, dass die Bauordnung so geändert wurde, dass zumindest in Sennelager kein Bordell mehr betreiben werden kann. Dieser Antrag wurde nicht von allen Fraktionen unterstützt.

Wir wissen, dass die Umsetzung des Nordischen Modells in Frankreich zu einer Verringerung der Prostitution geführt hat. Wir sehen aber auch, dass im umliegenden Ausland, wie z.B. im spanischen La Jonquera, riesige Bordelle entstanden sind und dass der illegale Straßenstich jenseits der Grenzen extrem zugenommen hat. Für viele der Frauen hat die Rechtsunsicherheit zugenommen. Um den Sextourismus zu verhindern, setzen wir uns für eine größere, möglichst zumindest eine europaweite Lösung ein.

Übergreifendes

Was wollen Sie dafür tun, dass die „Europäische Charta für die Gleichstellung von Männern und Frauen“ in Paderborn zu tiefgreifenden und nachhaltigen Fortschritten für die tatsächliche Gleichstellung führt?

Im Rahmen der „Europäischen Charta für die Gleichstellung von Männern und Frauen“ verpflichten sich die Unterzeichnenden zur Erstellung eines Gleichstellungs-Aktionsplans mit dem Ziel, die Gleichstellung von Männern und Frauen auch auf kommunaler Ebene weiter zu entwickeln.

Als Gleichstellungskommission haben wir uns mit den Uni-Frauen getroffen, die einen solchen Plan erstellt haben und regelmäßig die Entwicklung evaluieren. Die Stadt Paderborn hat keinen Aktionsplan. Es gibt auf Anfrage Berichte, die in vielen Bereichen aber nicht besonders aussagekräftig sind. Wir werden uns weiterhin für die Erstellung eines Aktionsplanes einsetzen. Es ist leider so, wie es immer in der Politik ist, man braucht die notwendigen Mehrheiten, um politische Ziele umzusetzen.

Drei starke Frauen für Alanbrooke

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SPD-Fraktion freut sich über Planung zu Straßennamen auf dem Alanbrooke-Gelände

 Die SPD-Ratsfraktion freut sich sehr, dass im Zuge der Planungen für das Konversionsareal der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne an der Elsener Straße auch die Sichtbarkeit von Frauen erhöht werden soll. Auf der Sitzung des Ausschusses für Bauen, Planen und Umwelt am 24. September sollen drei Straßen des auf dem ehemaligen Kasernengelände Alanbrooke entstehenden Stadtquartiers nach Frauen benannt werden.

Die Würdigung von Frauen, die mit ihrem Lebenswerk bedeutend Einfluss auf Deutschland bzw. Paderborn genommen haben begrüßen wir sehr!

„Die Würdigung und Sichtbarkeit von Frauen, die mit ihrem Lebenswerk bedeutend Einfluss auf Deutschland bzw. Paderborn genommen haben, fordern wir als SPD-Fraktion im Rat schon lange. Wir begrüßen das Vorhaben sehr, dass nun im Alanbrooke-Quartier drei Straßen die Namen bedeutender Frauen tragen sollen.“, freut sich Ratsfrau Christina Vetter, stellvertretende Vorsitzende der Gleichstellungskommission.

Nach bisheriger Planung sollen Straßen nach der Historikerin Dr. Margit Naarmann, der Lehrerin Helene Lange und der Juristin Dr. Marie Elisabeth Lüders benannt werden.

Gleichberechtigung findet auch dort statt, wo wir immer wieder verstehen, welche wichtigen Rollen Frauen in unserer Geschichte gespielt haben.

„Gleichberechtigung findet auch dort statt, wo wir immer wieder verstehen, welche wichtigen Rollen Frauen in unserer Geschichte gespielt haben. Straßen nach Frauen zu benennen ist ein wichtiges Signal.“, betont Ratsherr Parviz Nasiry und seine Kollegin aus der Gleichstellungskommission, Ratsfrau Dr. Beate Röttger-Liepmann ergänzt: „Diese Rollen dauerhaft sichtbar zu machen hilft uns im Hier und Jetzt jungen Menschen Vorbilder zu geben. Ihnen werden Möglichkeiten eröffnet, sich mit diesen Persönlichkeiten auseinanderzusetzen, sich an ihnen zu orientieren und zu merken, dass letztlich Jede und Jeder einen wichtigen Beitrag für unser Gemeinwesen leisten kann.“

 

Update:

Ein Update zum Thema findet sich an dieser Stelle.

SPD Fraktion erinnert an die Einführung des Frauenwahlrechts 1918

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Vor hundert Jahren wurde nach langem Kampf das Wahlrecht für Frauen in Deutschland durchgesetzt. Wenige Wochen später gingen auch die Paderborner Frauen an die Wahlurnen und im März 1919 saßen erstmals zwei weibliche Mandatsträgerinnen in der Paderborner Stadtverordnetenversammlung. Die SPD-Ratsfraktion erinnert sich gerne an diese Meilensteine politischer Emanzipation zurück.

12 November 1918 ist die Geburtsstunde des Frauenwahlrechts

Die Geburtsstunde des Frauenwahlrechts in Deutschland schlägt nach dem Sturz des Kaisers mit dem „Aufruf an das deutsche Volk“, verfasst vom Rat der Volksbeauftragten am 12. November 1918. Am Ende dieser Erklärung stand die Ankündigung, dass alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften nach dem gleichen, geheimen, direkten und allgemeinen Wahlsystem für alle 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen durchzuführen seien. Wenige Tage später, am 30. November 1918 tritt das Reichswahlgesetz mit dem aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen in Kraft.

Die SPD hat das Frauenwahlrecht bereis 1891 gefordert 

Damit ging ein langer Kampf um das Frauenwahlrecht im Kaiserreich erfolgreich zu Ende, den vor allem die proletarische Frauenbewegung ohne Wenn und Aber geführt hatte. Bereits 1891 forderte die SPD in ihrem Erfurter Programm das Wahlrecht für Frauen. Ihr Vorsitzender August Bebel brachte vier Jahre später ein entsprechendes Gesetz in den Reichstag ein, das alle anderen Parteien „unter Gelächter“, wie vermerkt wurde, ablehnten.

Auch in Paderborn gibt es ein Umdenken

Ganz anders aber dann das Verhalten gerade auch der bürgerlichen und konservativen Parteien, als der Wind sich nach der Revolution und dem Sturz des Kaiserreiches am 9. November 1918 gedreht hatte. War wenige Wochen vorher im Reichstag ein erneuter Vorstoß zur Einführung des Frauenwahlrechts an ihrem Widerstand gescheitert, warb man im Vorfeld der nun folgenden Wahlen zur Nationalversammlung und auf kommunaler Ebene auch in Paderborn mit Versammlungen, Flugblättern und Zeitungsanzeigen gezielt um die Stimmen der Frauen.

Höhere Frauenquote in der SPD-Ratsfraktion als im Stadtrat insgesamt

Zur Stadtverordnetenwahl in Paderborn am 2. März 1919 traten dann auch einige Wahllisten mit weiblichen Kandidatinnen an. Für die Sozialdemokraten kandidierte Pauline Lossow auf dem eingereichten Wahlvorschlag. In der damals übermächtigen Hochburg der katholischen Zentrumspartei reichte die Stimmenzahl allerdings für sie nicht. Erstmals zogen aber überhaupt drei Sozialdemokraten in die Stadtverordnetenversammlung. Und: Ebenfalls zum ersten Mal saßen mit Minna Heising und der Lehrerin Bernhardine Cramer zwei Frauen in der Paderborner Stadtverordnetenversammlung, die auf der Liste der Zentrumspartei kandidiert hatten. Heutzutage sind fünf Sozialdemokratinnen in der dreizehnköpfigen SPD Fraktion als Ratsfrauen aktiv, was einer Quote von 38 Prozent entspricht. Der aktuelle Stadtrat insgesamt hat eine Frauenquote von 35 Prozent.

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Bildnachweis: SPD-Tasse, Foto: Julia Lakirdakis-Stefanou ; Bildnachweis: Martin Pantke, Foto: SPD Paderborn